Seid gegrüsset
Höret nun die
Geschichte des Vitus.
Dem Sohne eines
Handwerkers, der mehr sein wollte...
Von einem, der
auszog, die Welt zu entdecken.
Weit über die
Grenzen der Mark ist er gekommen, Sogar auf einen Kreuzzug ist er seinen Herren
gefolgt, 1268 kämpfte er um und in Antiochia . Aber doch hinterher zog es ihn zurück zu seinen Wurzeln.
Geboren wurde ich im
Jahre unseres Herrn 1247.
Der französische
König Ludwig IX beschließt in diesem Jahr einen weiteren Kreuzzug. Den Sechsten.
Hat aber nicht geklappt. 1250 kehrte er zurück, aber nur gegen ein saftiges
Lösegeld an Leopold von Österreich, der ihn gefangen nahm nachdem sein Angriff
auf Ägypten scheiterte.
Aber das war für
Vitus völlig unerheblich.
Seine Eltern, ein
Schmied aus dem Freisenbruch und seine Frau lebten auf den Hügeln oberhalb des
Ruhrtales, etwas östlich der Ortschaft Königssteele. Sie hatten noch zwei
weitere Kinder, einen älteren Sohn und eine jüngere Tochter.
Da zu dieser Zeit
viel Arbeit da war mussten wir Kinder früh mithelfen. Mein Bruder und ich
halfen in der Schmiede. Wir bedienten den Blasebalg der Esse.
Wenn wir uns fort
schleichen konnten, jagten wir in der Ruhrau mit Schleudern Kaninchen oder
fischten. So trugen wir ein wenig zu unserem Speiseplan bei.
Mein Bruder half
auch bei einem Lederer aus, wenn in der Schmiede nicht so viel zu tun war. Aber
er stellte sich nicht sehr geschickt an, stieß Gerbbottiche um und so weiter.
Das Weib des Lederers, Ludgardis, stellte eines Tages fest, dass er eigentlich
zu nichts nützte. So wurde er nur noch von allen Nichtsnutz genannt.
Eines Tages war er
verschwunden. Einfach fortgelaufen. Ich weiß nicht, was aus ihm geworden ist.
Im Jahre des Herrn
1258 war grosser Markttag in Königssteele. Alle Bauern und Handwerker der
Umgebung waren da und verkauften ihre Waren.
Aber auch Gaukler
und Spielleute gab es zu bestaunen.
Am meisten
begeisterte mich ein Feuerspucker. Aber mein Vater packte mich am Kragen und
zerrte mich fort. Was er dabei vor sich hin murmelte, konnte ich nicht ganz
verstehen. Nur etwas von Tunichtgut und es würde ja nichts nützen.
Am Sonntag, nach der
Messe wurde ein Bogentunier abgehalten. Als ich die Schützen sah, waren alle
Gaukler vergessen. Mich packte eine Leidenschaft. Scheinbar mühelos flogen die
Pfeile über die Aue und bohrten sich in die Strohscheiben, bestimmt 50 Schritt
entfernt. Mein Entschluss stand fest. Ich wollte Bogenschütze werden. Meinem
Vater gefiel das auch besser und er sprach mit einem Bogner und so bekam ich
meinen ersten Bogen. Als Gegenleistung schmiedeten wir viele Pfeilspitzen.
Im Jahr 1260 musste
ich zum Vogt und wurde in die Wachmannschaft aufgenommen. Meine Fähigkeiten mit
dem Bogen zahlten sich aus. Ich bekam mehr Sold als die anderen. Ich diente 2
Jahre und durfte nach Ablauf dieser Zeit sogar den Bogen behalten, mit dem ich
ausgerüstet worden war.
Mittlerweile war
mein Vater an einer brandig gewordenen Verletzung verstorben. Meiner Mutter
blieb nur der Gang ins Kloster zu Werden und meine Schwester heiratete einen
Knecht auf den Hof, wo sie diente.
So war ich allein.
Ein Handwerk hatte ich nicht gelernt. Also suchte ich mir eine Anstellung als
Wachsoldat. So zog ich durch die Mark und diente bei verschiedenen Herren.
Darunter denen von Volmarstein, Plettenberg und ein Jahr auch dem Herrn von
Schlangenbach.
Das war dann auch
die Zeit als ich meinem Herrn folgte um 1268 gegen die Heiden bei Antiochia zu
streiten. Ich rettete das Streitross meines Herrn vor den Ungläubigen und bekam
dafür einen Kreuzfahrer-Dolch geschenkt.
Die Waffe des
von mir besiegten Sarazen durfte ich auch behalten.
Nach langen Jahren,
vielen Schlachten und ebenso vielen Gelagen zog es mich aber zurück nach Steele.
Dort traf ich auf
den Herrn Friedrich von der Syburg. Ich erhielt eine Anstellung als Weibel seiner Haustruppe.
Als von Syburg
weiter den Rhein hinauf zog blieb ich bei seinem Lehnsherrn dem Grafen Eberhard
I. von Mark.
Dort diene ich heute
noch...
Schwer ist der
Dienst bei diesem Herrn, so vergebt mir, aber nach einer langen Feuerwache des
Nachts...
Auf bald in unserem
Lager.
Euer Vitus
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